Klimaneutral und ökologisch bauen

Ratgeber

Beim ökologischen Bauen kommt es auf nachhaltige Baustoffe an, die möglichst aus der unmittelbaren Umgebung der Baustelle stammen, um lange Transportwege zu vermeiden. Die Umweltbilanz verbessern außerdem die richtigen Wärmedämmungen, Anstriche und Heizsysteme.

Was sind ökologische Baustoffe?

Im Idealfall sind es nachwachsende Rohstoffe oder Baustoffe, die es in der Natur im Überfluss gibt. Als Favoriten gelten derzeit (2019):

  • Holz und Holzwerkstoffe
  • Lehm, Kies, Kalksandstein und Ton
  • Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stroh, Hanf, Flachs, Kokosfasern, Schilf, Seegras und Schafwolle
  • Naturfarben und natürliche Oberflächenmittel

Diese Baustoffe sind nicht nur in der Förderung und Verarbeitung klimafreundlich, sie sorgen auch für Wohngesundheit durch die Verbesserung des Raumklimas. Nicht zuletzt binden sie durch die umweltverträgliche Entsorgung das Haus in den natürlichen Ressourcenkreislauf ein. Die genannten Baustoffe sind allerdings differenziert zu betrachten.

Kalksandstein etwa gibt es genügend, doch er eignet sich nur begrenzt für die Wärmedämmung. Lehmbaustoffe eignen sich in Mitteleuropa aufgrund der Witterung allein für den Innenausbau, wo sie allerdings das Raumklima deutlich verbessern. Auch der Energieaufwand bei der Herstellung von Baustoffen aus Lehm ist sehr gering. Auch Lehm dämmt aber die Wärme nur begrenzt.

Der beliebteste ökologische Baustoff ist Holz, das unbedingt aus der regionalen Forstwirtschaft stammen sollte – sonst machen lange Transportwege die Umweltbilanz zunichte.

Dasselbe gilt beispielsweise für Schafwolle als Dämmstoff: Aus Australien darf diese keinesfalls stammen. Solche Angebote gibt es aber. Auch Bambus – ein per se sehr ökologischer Baustoff – wächst in Europa viel zu schlecht. Ihn aus sehr fernen Ländern zu importieren wäre aber eine Umweltsünde.

Welche ökologischen Wärmedämmungen gibt es?

Hier ist die Variantenvielfalt besonders groß. Ein knapp gehaltener Überblick:

  • Holzfaserdämmplatten in unterschiedlichen Ausführungen
  • Wellpappe mit ihrer hohen Festigkeit und bemerkenswert guten Wärmedämmeigenschaften
  • Schilf (Wärmedämmung durch Luft in den Halmen)
  • Zelluloseflocken mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Wiesengras mit sehr günstiger Energiebilanz
  • Mineraldämmplatten aus Kalziumsilikat
  • Jutedämmung, wobei der Rohstoff aus dem Upcycling von gebrauchten Transportsäcken gewonnen wird
  • Flachs, Hanf, Kokosfaser, Kork
  • Perlite, ein unbrennbarer Stoff mit vulkanischem Ursprung
  • Blähton als Schüttmaterial
  • Trockenschüttung aus Holzspänen mit mineralischer Ummantelung

Möglichkeiten zur ökologischen Wandgestaltung


Die Wandgestaltung mit Kalkfarbe ist beim ökologischen Bauen besonders interessant. Die natürliche Ressource Kalk verbessert deutlich das Wohnklima, wenn sie kein Kunstharz enthält. Ökologischer Kalk enthält nur Branntkalk, Wasser, manchmal Leinöl, Salz und eventuell Quark. Diese Kalkfarbe ist gasdurchlässig und lässt daher den Raum atmen, was der Schimmelbildung vorbeugt.

Die Wände werden nicht versiegelt. Weil die Kapillarität der Kalkfarbe die Wandflächen schneller als bei Dispersionsfarben austrocknen lässt, ergibt sich ein besserer Wärmedämmwert, der Heizkosten spart. Beim Streichen mit Kalkfarbe ist diese vor dem vollständigen Austrocknen stark basisch. Dadurch tötet sie Schimmelpilze ab und absorbiert Gerüche.

Sie gilt daher als ausgezeichnetes Mittel für die Schimmelprävention. Auch von Schimmel befallene Gebäudeteile werden unter anderem mit Kalkfarbe saniert. Andere Keime tötet der Kalk ebenfalls, weshalb die Farbe in der Küche und im Bad sowie in allen Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit gestrichen werden sollte. Nicht zuletzt ist Kalkfarbe zwar strukturell offen, aber dennoch wischfest.

Welche Heizsysteme sind zu empfehlen?

Die umweltfreundlichste Heizung nutzt zweifellos Solarthermie, gefolgt von der Wärmepumpe, wenn diese ihren Strom aus Photovoltaik bezieht. Doch nach wie vor werden Brennwertheizungen für Öl und Gas gebaut, die immerhin mit hoher Energieeffizienz glänzen.

Dennoch: Ab 2026 dürfen in Deutschland keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden. Der Ersatz von alten Ölkesseln bleibt auch danach erlaubt, doch im Gebäude muss dann die Energiebilanz durch ausreichend viel erneuerbare Energie ausgeglichen werden. Schon heute gibt es bei Neubauten entsprechende Regelungen.

Es gibt Ausnahmen auch nach 2026 für Bestandsgebäude, wenn beispielsweise weder Erdgas noch Fernwärme zur Verfügung stehen und auch erneuerbare Energien das Haus nicht genügend heizen können. Als relativ umweltfreundlich gelten KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung), die auch Strom erzeugen und sehr effizient sein können.

Sie können mit einem konventionellen Verbrennungsmotor, mit einem Stirlingmotor oder mit einer Brennstoffzelle betrieben werden. Die Brennstoffzelle lohnt sich für das Eigenheim auf jeden Fall. Eine Wärmepumpe gewinnt Energie durch die Wärmedifferenz zwischen tiefen Erdschichten oder der Außenluft und der Raumtemperatur, sie kann sehr effizient sein, braucht aber Strom. Idealerweise stammt dieser aus Photovoltaik.

Solarthermische Systeme eignen sich für Fußboden- und auch Wandheizungen sowie zur Warmwasseraufbereitung, allerdings kann unter Umständen die Ausbeute an Wärme nicht genügen. Der Holzofen (Pelletheizung) ist zwar per se klimaneutral, das Holz hat zuvor CO₂ aus der Atmosphäre gebunden. Doch das war vor längerer Zeit, nun wird es aber durch die Verbrennung wieder freigesetzt. Die Betrachtung der Klimabilanz von Holzöfen fällt daher zwiespältig aus.

Weitere Informationen und Projekte zum Thema „ökologisches Bauen“:

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